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ken oder Schiffe nach ihr benannt wurden.Ausdruck ihrer Volkstümlichkeit
ist die Hauptfigur des Bärbelchens in den Puppenspielen des Kölner Hän-
neschen-Theaters ebenso wie das Bärbelespringen im Allgäu. Sie gilt
besonders als Patronin der Sterbenden. „Vor ihrem Tod hat Barbara die
Verheißung empfangen, dass niemand, der sie anruft, ohne Sakramenten-
empfang stirbt“, weiß der Kölner Brauchtumsexperte Professor Manfred
Becker-Huberti. „In Zeiten, in denen die Menschen von einem strengen
Richtergott ausgingen, war das tägliche Gebet zur heiligen Barbara aus
diesem Grund zwingend.“ Als „Andersartige“, als „Verfolgte“, als eine,
die auf die Menschen fremd wirkt, sollte die heilige Barbara eigentlich in
der Gegenwart aktueller sein denn je. Aber für Witt steht fest, dass die
Verehrung nachlässt.Auch sein Kollege Alois Zollinger erfährt täglich, dass
immer weniger Interesse an der Schutzheiligen besteht, seit der Bergbau
zurückgeht. „Man wird schief angesehen.“ Doch damit hat die heilige
Barbara für die Bergbauleute einen neuen Bezug, denn sie fühlen sich wie
sie damals nach der Schließung ihrer Zechen oft fremd im eigenen Land.
Barbara ganz nah dabei.
Moslem achtet die Schutzpatronin
Für den 55-jährigen Ahmet Aciman ist die heilige Barbara schon lange
eine Vertraute. Obwohl der Türke Muslim ist, betrachtet er die Schutz-
patronin der Bergleute mit großer Achtung. Aciman ist seit 42 Jahren
Bergmann. Jahrzehntelang hat er im Steinkohlebergbau unter Tage
gearbeitet. „Dort hatten wir Bergleute tief unten eine eigene Kapelle
mit einer Barbara-Figur. Wir haben immer einen kurzen Dank gespro-
chen, wenn wir ans Tageslicht zurückgekommen sind“, erinnert sich
der Bergmann. Mit dem Ende des Steinkohlebergbaus im Aachener
Revier wechselte Aciman zusammen mit vielen anderen Kollegen zum
Energieunternehmen RWE Generation. Seither verdienen er und seine
Kollegen ihr Geld als Bergleute unter anderem im Braunkohlentage-
bau Hambach. Auf die heilige Barbara müssen er und seine Kollegen
auch an ihrem neuen Arbeitsplatz nicht verzichten. Aciman arbeitet
auf dem Schaufelradbagger mit der Nummer 289. Auf der tiefsten,
der achten Sohle, ganz unten im Tagebau, fördert das Großgerät rund
um die Uhr Kohle.
Wenn`s eng wird, entzünden die Bergmänner
schon mal ein Licht am Fuß ihrer Patronin.
Stefan Witt
(oben links)
war Bergmann und gilt als
Experte für die heilige Barbara.