Adventszeit 2016 - Erzbistum Köln - page 21

den ersten Blick nicht so wirkt“, lacht die Leiterin des Projekts. Der
Großteil der Roma-Frauen hat drei bis vier Kinder – oft von unterschied-
lichen Vätern. Im Teenageralter verheiratet, dann verlassen worden und
geschieden. Abhängig von Schwiegereltern und Ex-Männern und
irgendwie nun von Institutionen wie der Caritas. Was ist das für ein
Gefühl, wenn sie einer Frau helfen konnte? „Zwiespältig“, sagt Hilde-
gard Leber und zuckt die Schultern, „ich freue mich, helfen zu können,
aber es vermittelt den Frauen auch das Gefühl, dass sie es ohne uns
nicht schaffen würden. Und oft ist es auch leider so.“ Grund dafür sind
Vorbehalte auf beiden Seiten. Die Angst vor öffentlichen Institutionen
wie beispielsweise Schulen und Jugendämtern ist groß. Begegnungen
mit Lehrern oft voller Vorurteile. Sanija ist Großmutter von zwei Kindern
(5 und 7 Jahre) und zieht sie alleine auf. Wo die Mutter der beiden ist,
weiß sie nicht. Selbst hat sie nie eine Schule besucht, kann nicht schrei-
ben und rechnen.
Frisör-Job als Traum
Mirsada kommt aus Serbien. Die 21-jährige Frau lebt seit drei Jahren
in Deutschland. Mit ihrem Mann ist sie gekommen, der hat jedoch
inzwischen eine neue Frau kennengelernt, wie Mirsada traurig erzählt.
In ihrer Kindheit war sie schon zweimal in Deutschland. Ihr großer
Traum: Friseurin werden. Sie hat jedoch weder eine Aufenthaltser-
laubnis noch einen Schulabschluss. „Ich bin klug. Irgendwann werde
ich es schaffen, meine Träume zu verwirklichen. Brygida bringt uns
bei, stark zu sein.“ Brygida Wilman-Pelka leitet den Kommunikations-
kurs. Der dreht sich heute um das deutsche Schulsystem. Für viele der
Frauen eine große Herausforderung. „Es gibt sechs Noten in der
Schule. Eins ist sehr gut und sechs ist sehr schlecht“, erklärt die Päda-
gogin. Das ist für viele neu – war es doch in ihrer Heimat genau
umgekehrt. „Was für Schulen gibt es in Deutschland?“ Eine einzige
Kursteilnehmerin meldet sich und weiß es. Die anderen haben zwar
auch Kinder auf deutschen Schulen, kennen die Antwort jedoch nicht.
Fadila kann gut Deutsch
Eine der Frauen steht auf, sie muss gehen, erklärt sie und hält bittend eine
Mappe mit Briefen hoch. Was darin steht, versteht sie nicht. Hildegard
Leber hilft ihr. Ein Brief ist vomWohnungsvermieter. Die Nachbarn haben
sich beschwert, es wohnten mindestens zwölf Personen in der Wohnung.
„Nein“, sagt die Frau, „es ist Familie – sie kommen nur zu Besuch.“ „Ich
weiß, dass sie die Wahrheit sagt“, so Leber. „ Aber für die Nachbarn ist
so viel Besuch befremdlich. Wir als Caritas können Seriosität herstellen
und ihr den Rücken stärken.“
Fadila (27) spricht gut Deutsch. Sie besuchte in ihrer Kindheit die erste
und zweite Klasse in Deutschland, als in ihrer Heimat Bosnien Krieg war.
Seit zwei Jahren ist sie wieder hier und hat vor Kurzem eine Aufenthalts-
erlaubnis bekommen. „Ich liebe es, die Kurse von Mamica zu besuchen.
Ich möchte richtig lesen und schreiben lernen, damit ich mir eine Zukunft
in Deutschland aufbauen kann. Und damit ich keine Angst mehr habe,
auf Menschen zuzugehen. Eine Freundin habe ich schon gefunden. Ich
hoffe, es werden mehr.“
Brygida Wilman-Pelka
unterrichtet
die Roma-Frauen.
Bildung stiften
Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds
Der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds ist
eine erfahrene Stiftungsverwaltung für Bildungs-
stiftungen. Seit über 200 Jahren fördern wir die
Bildung junger Menschen.
Wir verwalten das Stiftungsvermögen von
nahezu 300 Stiftungen privater Herkunft sowie
traditionsreiches Schulvermögen. Aus den
Erträgen dieses Stiftungs- und Schulvermögens
finanzieren wir vielfältige Förderprogramme.
Stifter und Förderer können beim Kölner Gym-
nasial- und Stiftungsfonds eine eigene Stiftung
für die Bildung gründen und verwalten lassen.
Wir zeigen Ihnen Wege, eine eigene Stiftung zu
gründen. Sprechen Sie uns an.
Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds
vom 21. bis 27. November
Weihnachtsmarkt am Stadtgarten
Stadtwaldgürtel 18, 50931 Köln · Tel. 0221 40 63 31 – 0 ·
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