Adventszeit 2016 - Erzbistum Köln - page 43

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Von Martin Mölder
S
ie gehören noch heute zu den Pulsschlägen von Dörfern
und Städten. Sie läuten uns Stunden und Feste. Und ihre
Macher sind wahre Künstler. So wie die Familie Mark in
Brockscheid in der Eifel. Sie gehört zu den berühmtesten
Glockengießereien Deutschlands. Seit 1620 im Familien-
besitz. Früher zogen sie von Dorf zu Dorf und gossen direkt vor Ort.
Heute kommt alles aus der Eifel. Julius Maas und seine Mutter Cornelia
Mark-Maas als einzige Glockengießmeisterin Deutschlands versorgen
nicht nur Gotteshäuser. Ihr Repertoire reicht von kleinen Glöckchen aus
Messing und Bronze, allen Arten von Bronzekunstguss über Ofenplatten
aus Bronze und Eisen hin bis zu Kunstgussartikeln. Und für mittlere und
große Kirchenglocken stellt die Brockscheider Glockengießerei sogar
Glockenstühle aus Holz und Stahl her. Außerdem installieren, reparieren
und restaurieren sie Turmuhren- und Glockenanlagen.
Streng gehütetes Familienrezept
„Festgemauert in der Erden steht die Form aus Lehm gebrannt.“ So
wie Friedrich Schiller in seinem Gedicht „Das Lied von der Glocke“ die
Scannen Sie diese Seite und hören Sie,
wie es in der Glockengießerei in Brock-
scheid klingt. Eine Radioreportage von
Martin Mölder und den Reporterkindern
Lenz, Luis und Leni.
Herstellung einer Glocke als eine Reihe vieler verschiedener Arbeits-
schritte beschrieb, ist es in Brockscheid auch heute noch. Die Vielseitig-
keit seiner Arbeit fasziniert Juniorchef Julius Maas, der von einem
elfköpfigen Team unterstützt wird. „Ich bin hier Maurer, Verputzer, Zim-
mermann und Schmied“, schwärmt er von seinem Beruf, „und es wird
nie langweilig.“ Zu Beginn steht der Entwurf der Form. Mithilfe einer
Schablone, deren Profil die Glockengießer vorher auf ein Buchenbrett
zeichnen, wird die Form so genau entworfen und berechnet, dass Julius
Maas schon vor dem Guss sagen kann, wie groß und schwer die Glocke
wird und vor allem, welchen Ton sie bekommt.Wie genau er das macht,
verrät der Juniorchef nicht. Das ist nach wie vor ein streng gehütetes
Familiengeheimnis. Kein Geheimnis ist, dass die Form selbst seit Jahr-
hunderten in Brockscheid ausschließlich aus Ziegelsteinen und Lehm,
vermischt mit Pferdemist und Rinderhaaren, hergestellt wird. Diese
Zusätze festigen den Lehm und verhindern eine mögliche Rissbildung,
wenn der Lehm trocknet. Jeder noch so kleine Haarriss kann beim Erhit-
zen zum Bersten der Form führen. Der erste Formteil nennt sich „Glo-
ckenkern“. Er entspricht exakt dem Inneren der zu gießenden Glocke.
1...,33,34,35,36,37,38,39,40,41,42 44,45,46,47,48,49,50,51,52
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