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Im Frühjahr hatte Kardinal Rainer Maria Woelki ein Flüchtlingsboot aus Malta nach
Köln bringen lassen. Aus Anlass des Jahres der Barmherzigkeit hatte das Flüchtlings-
boot, mit dem mehr als 70 Menschen die gefährliche Fahrt über das Meer wagten, bis
vor wenigen Tagen seinen Platz im Kölner Dom. Demnächst soll das Boot erneut auf
Reisen gehen, auf eine Reise durch das Erzbistum Köln. Mit dem Kölner Erzbischof
sprach Robert Boecker.
Alle in
einem Boot
Ihre Aktion hat weltweit mediale Resonanz gefunden. Ob in
den USA oder in Australien: Das Flüchtlingsboot von Köln war
ein Medienthema. Haben Sie damit gerechnet?
Nein. Diese Reaktionen waren mir ehrlich gesagt auch nicht wichtig.
Mir ging es darum, den Menschen, die auf dem Mittelmeer ihr Leben
verloren haben, eine Stimme zu geben, sie nicht der Vergessenheit und
unserer Gleichgültigkeit anheim zu geben. Und mir ging es darum, uns
hier für deren Situation und Fluchtgründe sensibel zu machen.
Ist das gelungen?
Ich hoffe doch. Während das Boot in der Turmhalle des Kölner Doms
stand, habe ich oft Menschen beobachten können, die betroffen und
nachdenklich auf das kleine Schiff schauten. Ich weiß aber auch, dass
einige Menschen kein Verständnis für die Aktion haben. Viel Kritik habe
ich einstecken müssen, dass ich die Sache der Flüchtlinge so zu meiner
eigenen gemacht habe. Aber als Christ kann ich nicht tatenlos zuschauen
und daneben stehen, wenn andere elendig zu Grunde gehen. Eine Mög-
lichkeit, konkret zu helfen, ist die Initiative MOAS, die Menschen aus
Seenot rettet, finanziell zu unterstützen, so wie es das Erzbistum Köln tut.