AdventsZeit 2017

46 www.adventsundsommerzeit.de Von Brigitte Schmitz-Kunkel Zeit lassen, Raum geben E rst mal ankommen. Hier, im wöchentlichen Eltern-Kind- Kurs, den die Euskirchener Familienbildungsstätte „Haus der Familie“ anbietet. Aber auch im Leben. Mia, Nolan und Nikolas machen große Augen: „Guten Morgen in diesem Haus/ alle Menschen hier/ wünschen Dir/ einen schönen guten Morgen!“ singen Kursleiterin Susanne Gieseke und die Mütter für sie zur Begrüßung. An diesem Morgen hat sich ein kleiner Kreis getroffen; um die acht jungen Mütter und Väter kommen in der Regel mit ihrem Kind zu den Kursen, in denen es um die Kleinen vom ersten bis zum dritten Lebensjahr geht. Susanne Gieseke verteilt in Ruhe bunte Holztiere und Plastikautos auf der Spielfläche, Stoffbälle, Wäscheklammern, eine ausgediente Shampooflasche, Marmeladen- deckel, die ein Kind gleich in ein Eimerchen füllt, und einige niedrige Klettergeräte – ein Angebot zum Spielen und Entdecken. Die Mütter sitzen am Rand auf dem Boden und lassen die Kinder machen, es gibt Tee und neue WhatsApp-Adressen, die Atmosphäre ist entspannt. Die Eltern-Kind-Kurse des Erzbistums Köln vermitteln jungen Müttern und Vätern Achtung vor der Eigenständigkeit ihres kleinen Kindes und das Vertrauen in seine Kraft, sich zu entwickeln. Lernen ohne Hektik Susanne Gieseke ist Pikler-Pädagogin. „Zeit lassen, Raum geben, ver- traut werden“ ist das Leitmotiv der ungarischen Kinderärztin Emmi Pikler (1902–1984), die mit ihrer Pädagogik eine geradezu revolutionäre Sicht der Eltern auf ihre Kleinkinder förderte. Grundlage ist es, die Würde des Kindes von Beginn an zu achten und schon einen Säugling als Person zu respektieren, die sich mitteilen und im eigenen Tempo selbst entwi- ckeln kann. Sich zurückzunehmen, erst mal zu schauen, was das Kind von sich aus macht, Ehrgeiz und Eile außen vor zu lassen – immer noch zeit- gemäß heute, wo es gar nicht schnell genug gehen kann mit dem Lernen. Dass die Familienbildung des Erzbistums Köln in ihren Eltern-Kind-Kursen seit zwanzig Jahren auf Pikler setzt, basiert auf ihrer zutiefst humanen Botschaft: „Die Pikler-Pädagogik ist vom Kern her keine religiöse Päda- gogik“, erklärt Susanne Gieseke im Gespräch, „aber in ihr findet sich ganz viel vom christlichen Menschenbild wieder.“ „So taktvoll zu sein auch mit einem kleinen Menschen, dieses Vertrauen darauf, dass er Kräf- Über die Hälfte allerAngebote der Familienbildung im Erzbistum sind Eltern-Kind-Kurse. Jährlich werden etwa 1300 Eltern-Kind-Kurse mit insgesamt 30 000 Unterrichtsstunden angeboten, über 11 500 Eltern besuchen die Kurse. Noch vor dem Eintritt in eine Kita kommen die jungen Mütter und Väter mit ihren Babys und Kleinkindern zu den wöchentlichen Treffen. Seit 20 Jahren bieten die Familienbildungs- stätten und Bildungswerke der Erzdiözese Köln e. V. jungen Familien auf Basis der Pikler-Pädagogik Basiswissen darüber an, wie sie die Würde ihres Kindes von Beginn an achten können und ermutigen sie zur Freude an der selbstständigen Entwicklung ihres Kindes. Kursangebote findet man unter: www.bildungswerk-ev.de www.asg-bildungsforum.de www.familienbildung-koeln.de www.familienforum-neuss.de te mitbekommen hat, sich auf seine eigene Weise zu entfalten, also im christlichen Verständnis zu sagen: Ich will helfen, dass du dich in Freiheit entwickeln kannst, das hat mich tief berührt.“ Ratschläge für Eltern Die 44-Jährige brennt spürbar für Pikler, bei der die Eltern genauso lernen wie die Kinder. Denn nach der gemeinsamen Zeit zu Beginn spielen die Kleinen weiter, während es für die Mütter und Väter am großen Tisch eine Weile um Informationen, Anregungen, Austausch geht. „Ich frage zuerst, ob es Themen gibt, zu denen die Eltern etwas wissen möchten. Oder einfach: Worüber stolpert ihr im All- tag, was ist gerade leicht oder nicht mit den Kindern, mit mir sel- ber? Aus dem, was sie erzählen, formuliere ich unsere Themen“, so Susanne Gieseke. Beim letzten Mal war die Frage aufgekommen, warum ein anderthalbjähriges Kind anfängt zu „pitschen“ oder zu hauen. Wie üblich spricht die Kursleiterin in einem kleinen Vortrag von fünf bis zehn Minuten über den Entwicklungsprozess der Kin- der, die in diesem Fall anfangen, die Reaktionen des anderen aus- zuloten – ohne böse Absicht, denn das Einfühlen in andere entwickelt sich erst später. Ihr Rat: Ruhig zu sagen, was unerlaubt ist, das Kind aber nicht zu strafen. Vertrauen ins Kind Die Zweigleisigkeit des Kurses, jedes Mal auch über akute Fragen sprechen zu können, schätzt Mias Mutter Viktoria besonders. Nolans Mutter Sonja findet es gut, dass der Kleine nebenbei mit den anderen spielt. „Viele junge Mütter sind fast überinformiert und verunsichert“, weiß Susanne Gieseke; sie kennt den Druck, in der Erziehung nur ja alles richtig zu machen. Im Eltern-Kind-Kurs kann man durchatmen. „Ich sage, schau, wie viele Sachen dein Kind schon alleine schafft! Die Grundbotschaft ist doch, sich an und mit seinem Kind zu erfreuen. Loslassen kann ich ja erst, wenn ich das Vertrauen habe, dass ich nicht alles ,machen‘ muss.“ Letz- teres tut auch den jungen Vätern gut, die zwar oft entspannter sind als die Frauen, wie Gieseke beobachtet hat, aber auch erst mal (zu) gern aktiv ins Spiel eingreifen. Dass sie in ein katholisches Haus kommen, ist vielen Eltern am Anfang gar nicht bewusst; die Bot- schaft vermittelt sich trotzdem – etwa durch die christlichen Feste im Jahreslauf, denen Susanne Gieseke thematisch folgt. Nicht zuletzt im Advent sind „viele dankbar, dass sie hier noch einmal neu über diese Zeit nachdenken können“. Auch Susanne Gieseke freut sich nicht nur zur Weihnachtszeit, „denn wirklich jedes Kind ist ein Geschenk. Aber auch der Moment, wenn eine Mutter versteht, wie sie mit sich und ihrem Kind in Frieden leben kann.“ ❖ Kursleiterin Susanne Gieseke im „Dialog“ mit einer jungen Dame. Burggasse 50126 Bergheim Tel.: +49 (0) 22 71 - 75 12 00 90 Mail: info@schlosspaffendorf.de Web: www.schlosspaffendorf.de Restaurant Tagungen & Events Im außergewöhnlichen Ambiente mit attraktiver Schlosshof-Terrasse Vom Frühstück über den kleinen Snack bis zum festlichen Menü verwöhnt die Brasserie Sie und Ihre Gäste mit regionaler, frischer und kulinarisch vielfältiger, saisonge- prägter Küche. Mit professioneller Planung und perfekter Umsetzung. Feiern &Feste Im malerischen Wasserschloss für kleine & grosse Gesellschaften. 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