AdventsZeit 2017
22 www.adventsundsommerzeit.de Mit dem Sakrament der Taufe wird der Mensch Christ und Mitglied der Kirche, der Gemeinschaft aller Christen. Für die jungen Eltern Christa und Michael Heider war nach Geburt ihres Sohnes schnell klar, dass sie ihn und alle weiteren Kinder taufen lassen. C hrista (32) und Michael (31) haben sich als Teenager im Ferienlager kennengelernt und verliebt. Viele gemeinsame Interessen wie das Gesellschaftstanzen, mit Freunden Billard spielen, ihr ehrenamtliches Enga- gement in der Katholischen Landjugendbewegung und in der Gemeinde verbindet sie. Vor drei Jahren haben sie geheira- tet. Am 29. Oktober 2015 ist ihr Sohn Benjamin zur Welt gekommen. Dass Benjamin getauft werden soll, war für beide selbstverständlich. Dann aber ist Michaels Vater gestorben, sodass sie die geplante Taufe verschoben haben. Später fanden sie den für sie perfekten Tauftermin: An seinem ersten Geburtstag wurde Benjamin in Keldenich, einem Stadtteil von Wesseling, getauft. Die Umstände, weshalb Benjamin erst später getauft wurde, sind für die Familie schrecklich. Heute sind sie aber froh, dass sie mit der Taufe länger als geplant gewartet haben. „Benjamin hat imAlter von einem Jahr mehr von der Taufe mitbekommen, auch wenn er während der Tauffeier viel geschlafen hat“, erzählt Michael. Christa erin- nert sich, dass Benjamin wach wurde, als ihm der Diakon während der Taufe das geweihte Wasser das erste Mal über das Köpfchen gegeben hat. Das war für die junge, gläubige Familie ein ganz besonderer Moment, dass durch das geweihte Wasser alles Belastende abgewaschen wird (siehe Infokasten). Kind Gottes werden Der Tag von Benjamins Taufe war ein ganz besonderer Tag. Christa und Michael haben sich im Vorfeld viel mit der Taufe beschäftigt. Benjamin sollte in ihrer Heimatgemeinde St. Andreas in Wesseling getauft werden, Von Elena Stötzel Die Symbole der Taufe Das geweihte Wasser Bei der Taufe reinigt das geweihte Wasser uns von den Fehlern der Vergangenheit und erneuert uns, sodass wir als neue Menschen leben.Von dem Kind wird alles abgewaschen, was es belastet. Somit ist das Kind nicht festgelegt durch die Vergangenheit, sondern offen für das Neue. Das Kreuzzeichen Das Kreuzzeichen ist das Erkennungszeichen und Zusammenfassung des Glaubens. Zu Beginn der Taufe wird es dem Kind auf die Stirn gezeichnet wie ein Willkommensgruß der Gemeinde. Das Katechumenenöl Mit dem Katechumenenöl wird das Kind zwischen Hals und Brust gesalbt. Es bringt die heilende Kraft, die von Jesus ausgeht, zum Ausdruck. Gleichzeitig wird in dem Ritus deutlich, dass Jesus heute durch uns heilen möchte. Chrisam Chrisam ist das Öl der Königssalbung und wird bei der Taufe ange- wendet, um zu verdeutlichen, dass jeder Mensch eine unantastbare Würde hat und einmalig ist. Ein einzigartiges Wesen Gottes. Das Taufkleid Das weiße Taufkleid zeigt, dass der Getaufte ohne Fehler und Schuld ist. Es geht zurück auf Paulus: „Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt.“ (Gal 3,27) Die Taufkerze Die Taufkerze ist das Symbol, dass mit Jesus das Licht in die Welt gekommen ist. Jeder Mensch ist ein Lichtblick für die Welt und das Kind selbst wird vom ewigen Licht Gottes erleuchtet. Der Effata-Ritus Der aramäische Ausruf von Jesus „Effata“ bedeutet „öffne dich“. Während der Taufe berührt der Priester die Augen und Ohren des Kindes und verdeutlicht damit, dass der getaufte Mensch die Bot- schaft Gottes hören und mit dem Mund den Glauben bekennen und von Gottes Liebe erzählen soll. wo beide aufgewachsen sind und bereits getraut wurden. Beheimatung ist der Familie wichtig und dass ihr Sohn genau hier in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wird. Sie wünschen sich, dass sie an diesem Ort wohnen bleiben werden, damit auch ihre Kinder Heimat in dieser Gemeinde erleben können. Im Taufgespräch haben sie gemerkt, dass für sie die Vorbereitungen rund um die Taufe wohl komplizierter würden als für die kirchliche Trauung. Damals waren sie sich schnell einig. Die Gestal- Der Herr ruft Dich beim Namen tung des Taufhefts hingegen fiel ihnen schwerer, sagen sie: „Was soll alles drinstehen? Wie soll der Taufspruch sein? Welche Lieder sollen gespielt werden? Und wer sollen die Taufpaten sein?“ Hier haben sie besonders lange überlegt. Beide haben eine Liste geschrieben, wen sie sich vorstellen können. Wichtig war ihnen, dass es einen Taufpaten und eine Taufpatin gibt, und dass eine Person aus Christas und eine aus Michaels Familie oder Freundes- kreis kommt. Und natürlich soll der Kontakt untereinander für immer halten. Die Personen sollen für Benjamin da sein, falls ihnen beiden etwas zustößt. Und mindestens ein Pate muss katholisch sein. Das war gar nicht so leicht, erzählen die beiden. Viele in ihrem engen Bezugsfeld sind nicht Mitglied einer Kirche. Sie sind froh, dass sie dann aber die für sie richtigen Taufpaten gefunden haben – Michaels Schwester und Christas Cousin. Die Riten verstehen Bei der Tauffeier waren auch viele Gäste, die sich nicht in der katholischen Kirche beheimatet fühlen. Christa und Michael war es wichtig, dass alle Gäste verstehen, was während der Taufe passiert. Im Taufheft haben sie daher auch die verschiedenen Riten erklärt, zum Beispiel die Bedeutung des Katechumenenöls oder des Chrisams. Beide lachen, wenn sie sich daran zurücker- innern: „Wir wussten selbst nicht mehr, was die einzelnen Sym- bole bedeuten und mussten uns erst mal wieder einlesen.“ Wie wohl allen Eltern ist es auch Christa und Michael wichtig, dass ihr Sohn eines Tages eigene Entscheidungen für sein Leben und seinen Glauben trifft. Dennoch war es ihnen von Bedeutung, für ihren Sohn zu entscheiden, dass er getauft wird. In der frühen Kindheit müssen Eltern ja ständig Entscheidungen für ihr Kind treffen. Später kann er selbst bestimmen, welche Rolle der Glau- be für ihn spielen soll, sagt Michael. Der christliche Glaube gehört für die Familie zu ihrem Leben, ihr Kind selbstverständlich liberal katholisch erziehen zu können. Heute lebt die Familie bereits zu viert. Ihr zweiter Sohn Jonas ist vor drei Monaten geboren worden. Auch er soll getauft werden, wenn er ein Jahr alt ist. Christa und Michael wollen dann eigentlich alles wieder so machen wie bei Benjamins Taufe. Nur das Taufheft wollen sie etwas anders gestalten. ❖ Quelle: www.katholisch.de 23 www.adventsundsommerzeit.de Christa und Michael Heider mit dem jüngsten Sohn Jonas. Foto: privat
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