AdventsZeit 2017
Domkapitel ist, dass sie erlauben, dass die Hymne ganz offen in der Andacht zugelassen wird. Sie ist nicht unpassend, denn in ihr ist viel von Gemeinschaft und Zusammenhalt – eben von christlichen Werten – die Rede. Welche Gefühle haben Sie, wenn Sie in der Andacht vorne stehen, in den überfüllten Dom blicken und dann eine Fürbitte vortragen? Dafür gibt es nur ein Wort: Gänsehaut. Vor 7000 Menschen in der Lan- xess-Arena bei der Mitgliederversammlung auf der Bühne zu stehen und zu reden, ist nicht mit der Situation im Dom zu vergleichen. Den Schrein der Heiligen Drei Könige im Rücken zu haben und dann im Dom das zu sagen, was mir auf dem Herzen liegt, das ist dann doch ein gewaltiger Unterschied. Da muss man dann schon aufpassen, dass man nicht feuch- te Augen bekommt. Mir hilft es in diesem Moment, dass ich so lange Messdiener war und weiß, wie man sich im Altarraum zu bewegen hat. Was kann die Kirche vom Fußball lernen? Menschen nah zu sein. Wir sind ein Club, der versucht, spürbar anders zu sein. Auch im Verhältnis zu unseren Fans, die aus allen Schichten der Gesellschaft kommen. Für uns als Verein ist der Dialog mit den Fans und den Mitgliedern, die ja eine Schnittmenge bilden, extrem wichtig. Wir wollen wissen, was geht den Fans durch den Kopf? Vor diesem Hintergrund gibt es einiges, das Kirche von uns lernen kann. Ich gehöre zur Pfarrei St. Pankratius in Köln-Junkersdorf. Wenn ich sehe, von wel- chem Großgebilde meine Pfarrei jetzt nur noch ein Teil ist, dann macht mich das schon traurig. Ich habe gelernt,Wertschätzung den Menschen zukommen zu lassen, die sich am Geißbockheim über die Maße enga- gieren, egal in welcher Funktion. Diese Wertschätzung fehlt in der Kirche manchmal. Darüber hinaus halte ich persönlich es für wichtig, dass sich die Kirche gesellschaftspolitisch noch stärker zu Wort meldet und Position bezieht. Hinzu kommt die Frage der aus meiner Sicht feh- lenden Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Kirche. Auch die Kirche muss darüber nachdenken, wie sie den Herausforderungen der modernen Gesellschaft gerecht werden kann. Spielen Ethik und Moral auf dem Platz oder imVerein eine Rolle? Ich denke, dass wir in unserem Verein da schon großen Wert drauf legen.Wir sind zum Beispiel stolz, dass wir seit Jahren immer unter den fairsten Teams mit den wenigsten Roten und Gelben Karten sind. Es ist eine ganz klare Forderung von mir und dem Verein an die Spieler, die man plakativ gesprochen auf die Formel bringen kann: 51 Prozent Cha- rakter, 49 Prozent Fußball.Wir schauen bei Spielern, die wir verpflichten, eben nicht nur darauf, ob sie gut Fußball spielen können. Wenn man sich vor Augen führt, dass wir manchmal als „Klostertruppe“ bezeich- net werden, wird deutlich, dass von den gemachten Vorgaben auch etwas bei den Spielern angekommen ist. Ist „Klostertruppe“ denn für Sie ein positives Attribut? Aus ethischer Sicht verstehen wir diesen „Titel“ auf jeden Fall für uns positiv.Was dieseWerte angeht, über die wir gesprochen haben, machen wir hier beim 1. FC Köln einen hervorragenden Job. Unser Motto „Spür- bar anders“ ist Teil unserer Genetik. Dass dies aber nicht nur einfach ist, erleben wir Woche für Woche im Stadion. Da kommen auch Menschen hin, die ihre Mentalität ausleben wollen. Und dazu gehören für sie manchmal auch Pyrotechnik und Böller, also auch Ordnungswidrigkeiten bis hin zu Straftaten. Da muss man als Verein schon vorsichtig sein. Des- halb ist mir unsere Stadion-Verbots-Kommission so wichtig. Bei uns wer- den die Fans, die aufgefallen sind oder unter diesemVerdacht stehen und denen ein Stadionverbot droht, angehört. Was kaum jemand weiß: In dieser Kommission ist auch das Erzbistum Köln vertreten, nämlich in Per- son des Pfarrers von St. Pankratius, Dr. Fey. Und glauben Sie mir: Wenn der Pfarrer dort mit weißem Priesterkragen sitzt und einen Beschuldigten nachdrücklich und ernsthaft befragt, dann hat schon mancher Delinquent sehr kleinlaut seine Taten eingeräumt. Einen Pfarrer lügt man eben auch heute noch nicht so schnell an. Gibt es einen „Fußballgott“, wie einst der legendäre Mana- ger von Schalke 04, Rudi Assauer, sagte? (lacht) Ich weiß nicht, ob Jesus mit seinen Schlappen Fußball gespielt hat. Nein, es gibt keinen Fußballgott. Darf man für einen Sieg beten? Also: ich habe im ersten Jahr, als wir in die zweite Liga abgestiegen waren, immer Kerzen aufgestellt. Nachdem unsere Mannschaft dann in Schwung gekommen war, habe ich das Kerzenaufstellen reduziert. Ich wollte den lieben Gott auch nicht mit zu viel Verantwortung belasten. Klar darf man für einen Sieg beten. Man darf sich aber auch nicht wundern, wenn die Gebete nicht erhört werden. ❖ S ie wollte unbedingt in die Zeitung, weil sie etwas Wichtiges sagen will: „Ich möchte all den Frauen und Männern zu dan- ken, die es durch ihre Spende ermöglicht haben, dass Men- schen wie ich und meine beiden Kinder einige unbeschwerte Tage hier in der Arche Noah in Marienberge erleben durften. Am liebsten würde ich jeden Einzelnen umarmen und ganz fest drücken“, sagt Sabina Xhe- majli, die alleinerziehende Mutter. In Marienberge anzukommen, nicht in einem Aufnahmegespräch die Behinderung ihres jüngsten Sohnes erklä- ren und viele Formulare ausfüllen zu müssen, sondern willkommen gehei- ßen und angenommen zu werden, habe sie noch nicht erlebt, sagt sie. Fast 40 000 Euro haben die Leserinnen und Leser der Advents- und SommerZeit im Frühjahr gespendet. Dadurch haben sie Familien, die keine finanziellen Möglichkeiten haben, Urlaub zu machen, einige unbeschwerte Tage in dem Familienferienhaus im Westerwald ermög- licht. Mit Ihrer Unterstützung können auch größere Familien in dem liebevoll von Georg Rieth und seinem hoch motivierten Team geführten Haus eine Woche lang den Sorgen des Alltags und ihrer Not entfliehen. Als Chefredakteur garantiere ich, dass jeder Cent den Menschen zu Gute kommt, die ganz dringend einmal – und wenn es nur für wenige Tage ist – eine Auszeit brauchen. Ich danke all denen, die die Not ihrer Mitmenschen erkennen. Denn: Für eine Teilnahme an einem kosten- losen Ferienaufenthalt kann man sich nicht bewerben, man muss vor- geschlagen werden. „Bereits letztes Jahr hatte ich mir überlegt, ob ich AKTION der AdventsZeit „Ich möchte alle umarmen!“ Leserinnen und Leser spendeten fast 40 000 Euro, um Familien in Notlagen eine Woche Ferien zu schenken. Die Redaktion der Advents- und SommerZeit verlängert deshalb die Aktion und bittet Sie um Ihre Unterstützung. Ihnen eine Familie vorschlagen soll. Jetzt tue ich es, weil ich fest davon überzeugt bin, dass diese Familie es nötig und auch verdient hat“, schrieb uns eine aufmerksame Medizinerin und trug so dazu bei, ein klein wenig Glück zu verschenken. Wir werden auch in Zukunft hoffentlich ganz viele Menschen dank Ihrer Großzügigkeit in Ferien schicken. Wir sind bereit. Vergelt's Gott! Ihr Robert Boecker Chefredakteur Eine Woche kostenlos in der Arche Noah Wenn Sie eine Familie kennen, von der Sie glauben, dass es ihr gut tun würde, einmal in Urlaub zu fahren, schreiben Sie an die Arche Noah. Begründen Sie, warum gerade Ihr Vorschlag den Zuschlag bekommen sollte. Alle Einsendungen werden vertraulich behandelt. Schreiben Sie an: Arche Noah Marienberge, Stichwort „AdventsZeit“, Hans-Georg Rieth, Albert-Schmidt-Weg 1, 57581 Katzwinkel, E-Mail: info@marienberge.de Wenn Sie spenden möchten: Bitte überweisen Sie Ihre Spende mit dem Stichwort „AdventsZeit“ auf folgendes Konto des Erzbistums Köln: IBAN DE96 3706 0193 0000 0550 42 Sabrina Xhemajli mit ihren beiden Söhnen © Opmeer Reports NACHHALTIGE GELDANLAGE SEIT 1975. GUTESGELD.DE WENN UNSERE UMWELT NICHT FÜR DIE RENDITE BEZAHLENMUSS. DANN IST ES GUTES GELD. 14 www.adventsundsommerzeit.de
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