AdventsZeit 2017

12 www.adventsundsommerzeit.de Zwischen Fußballgott , Kerzen und Gebeten Herr Spinner, was ist das für ein Gefühl für Sie, wenn Ihr FC im größten Adventskranz der Welt Fußball spielt? Spinner: Das ist mir schon bewusst, dass sich das Stadion, wenn dort nicht gerade Fußball gespielt wird, in seinem Erscheinungsbild der Jah- reszeit anpasst. Die Adventszeit ist mir sehr wichtig. Ich komme zum Nachdenken und bereite mich auf Weihnachten vor. Ich war 15 Jahre Ministrant in St. Albertus Magnus in Köln-Lindenthal, nur wenige Kilome- ter vom Stadion entfernt. Ich weiß nicht, wie oft ich morgens um 6.15 Uhr im Krieler Dömchen bei der Messe gedient habe. Vor diesem Hinter- grund finde ich es sehr schön, dass die Stadt die vorweihnachtliche Tra- dition mit dieser besonderen Beleuchtung in jedem Jahr wieder aufgreift. Ich glaube aber, dass man die Menschen darauf noch einmal aufmerksam machen muss. Viele merken das gar nicht.Wir fahren ja auch einfach am Dom vorbei und nehmen nicht mehr wahr, welch ein eindrucksvolles Bau- werk das Herz unserer Stadt bildet. Zu Millionen kommen andere Men- schen Jahr für Jahr nach Köln, um den Dom zu besuchen. Und wir Kölner und Rheinländer nehmen den Dom oft einfach so als gegeben hin. Des- halb bin ich auch so froh, dass wir seit einigen Jahren zu Beginn jeder Saison als Gemeinschaft des 1. FC Köln unsere Andacht im Dom haben. Warum sind Sie darüber froh? Unsere Fans kommen aus allen gesellschaftlichen Gruppen. Für mich ist es wichtig, dass wir nicht nur im Stadion zusammensitzen und die Spiele anschauen, sondern dass wir uns auch andere Gelegenheiten suchen, um gemeinsam etwas anderes zu machen. Zum Beispiel über dieWelt nachzu- denken und dafür zu beten, dass diese besser wird. Anfangs hatte ich ehr- lich gesagt Bedenken. Wir haben für die Andacht auch keine große Werbung gemacht. Umso überraschter waren wir, wie gut dieses Angebot der gemeinsamenAndacht angenommen wurde. Jetzt machen wir mit dem Erzbistum Köln und dem Kölner Dom jedes Jahr richtig Werbung für den Gottesdienst. Das einzige, was mich irritiert, ist, dass wir unsere Hymne nicht mehr offiziell singen dürfen. Meine große weihnachtliche Bitte an das Zu Tausenden kommen die Anhänger des 1. FC Köln zur traditionellen Andacht am Saisonanfang in den Dom. Foto: Bernhard Raspels 13 www.adventsundsommerzeit.de Seit fünf Jahren ist Werner Spinner Präsident des 1. FC Köln. Der gläubige Katholik spricht im AdventsZeit-Interview mit Robert Boecker über die traditionelle FC-Andacht im Kölner Dom, Moral im Bundesligageschäft und „sein“ Stadion, das in diesen Tagen wieder adventlich illuminiert wird. ➼

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